Websites bauen mit WordPress

WordPress ist das meistgenutzte Werkzeug zum Entwickeln von Websites. Tipps für Ihr Projekt.

Immer mehr Websites entstehen auf der Grundlage von WordPress. Mit einem Anteil von geschätzten 60 Prozent dominiert das Tool den Markt der Content-Management-Systeme (CMS). Beliebt ist WordPress aus mehreren Gründen. Es handelt sich um Software, deren Quellcode frei zugänglich ist (Open Source). Sehr viele Programmierer arbeiten an der Sicherheit und an der Entwicklung. Für beinahe jeden Zweck gibt es zusätzliche Software (Plug-ins). Das CMS ist mit dem Plug-in Visual Composer leicht zu bedienen. Und die offensichtlichste Stärke: Es existieren Tausende von Designs – Themes genannt –, die man «nur» mit Inhalt füllen muss und dann online schalten kann. Wer seine Website auffrischen möchte, sollte darum WordPress in Betracht ziehen.

Website direkt über wordpress.com
Die schnellste Art, mit WordPress online zu gehen, besteht in der Publikation der Website direkt via wordpress.com: Man registriert sich, wählt ein Theme aus und schaltet es frei. «Es ist ein unkomplizierter Einstieg zur ersten Website», sagt Martin Baumann, geschäftsführender Partner der Berner Agentur Designsensor, «eine Lösung, wenn man einfache Themes einfach handhaben will.» Bevor Sie jedoch eine Website über wordpress.com publizieren, sollten Sie Vor- und Nachteile abwägen:

Vorteile von wordpress.com
Die Website über wordpress.com laufen zu lassen, ist bequem: Sie registrieren sich und wählen das Theme aus. Weder müssen Sie ein Theme installieren noch einen Provider suchen. «Es sind auch keine Programmierkenntnisse nötig», sagt Joel Weiss, Frontend-Entwickler bei der Agentur WeLoveYou aus Belp. Weitere Vorteile:

  • Im Monatspreis ist alles inbegriffen – Theme, Hosting, Updates.
  • WordPress.com bietet eine verschlüsselte Leitung (https) zu Ihrem Theme.
  • Die WordPress-Software und das Theme werden automatisch aktualisiert.
  • Die Themes von WordPress.com sind bereits mit vielen Softwareerweiterungen (Plug-ins) ausgestattet, zum Beispiel gegen Spam.

Nachteile von wordpress.com
Bei der Gratisversion ist der Name der Website eine WordPress-Subdomain. Wenn Ihre in der Schweiz registrierte Domain «Ruckzuck» heisst, erscheint in der Browserzeile also nicht ruckzuck.ch, sondern ruckzuck.wordpress.com. Die Nachteile aller Versionen:

  • Die Zahl der wählbaren Themes ist eingeschränkt.
  • Sie dürfen keine Themes oder zusätzlichen Plug-ins hochladen – was gemäss Joel Weiss auch ein Vorteil sein kann: «Wordpress.com kann so die Updates reibungsloser durchführen.»
  • Es existiert kein Support in Deutsch.
  • Abgesehen von der Businessvariante ist der Speicherplatz begrenzt.
  • Die Website wird auf Servern in den USA gehostet. Das wirft rechtliche Fragen auf, «etwa für Onlineshops oder betreffend Datenschutz», sagt Martin Baumann. Wer diese Klippen umgehen will, braucht einen Schweizer Hoster – aber den richtigen: «Auch ein paar Schweizer Hoster haben die Server im Ausland», sagt Joel Weiss.
  • Wer Ihre von wordpress.com gehostete Website besucht, muss in Kauf nehmen, dass Facebook erfährt, dass seine IP-Adresse diese Seite besucht hat. «Das dürfte in der Zeit weitgehender Vernetzung aber von untergeordneter Relevanz sein», meint Joel Weiss.

Fallstrick: Beliebigkeit
Ein weiterer Nachteil ergibt sich aus der Natur der Sache: Wer für seine Website wordpress.com wählt, tut dies, weil er aus Kostengründen die Website von A bis Z selber pflegen will. Das birgt die Gefahr der Willkür. Zum Beispiel kann die Integration ins Corporate Design missraten: Die Website steht quer im visuellen Auftritt des Unternehmens, hat ein komplett anderes Gesicht als die Broschüren und die Visitenkarten. Weil das Know-how fehlt. Oder wegen der Grenzen auf wordpress.com. «Dort ist die Ausgestaltung der Seiten stark eingeschränkt», sagt Martin Baumann. Will heissen: Farben und andere Elemente lassen sich nicht immer wunschgemäss ändern. «Anpassungen sind abhängig vom gewählten Theme respektive davon, wie fit man ist im Lesen, Interpretieren und Anpassen von CSS.» Die Beschränkungen in Design und Funktionalität auf wordpress.com sind auch nach Ansicht von Joel Weiss ein erhebliches Hindernis. «Das Umsetzen eigener Ideen wird erschwert oder verunmöglicht.»

Mehr Spielraum dank Kauf-Themes
«Persönlich finde ich die Einschränkungen auf wordpress.com zu gross», sagt Martin Baumann. Er würde in jedem Fall ein passendes Theme kaufen und die Website über einen hiesigen Hostingpartner betreiben. Eine Liste mit Hostern, ihren Leistungen und Monatspreisen finden Sie auf hostingliste.ch. Für Joel Weiss gibt es nur einen Grund, die Website durch wordpress.com hosten zu lassen: «Wenn ich einen kostenlosen oder äusserst günstigen Blog starten möchte.» Das sei aber auch mit dem kostenlosen Standard-Theme möglich, das zur Originalversion von WordPress mitgeliefert wird. «Auch hier muss man nicht zwingend ein Theme kaufen.»

Kriterien für Themes
Wer es anspruchsvoller mag: Es gibt Tausende von WordPress-Themes. Verkauft werden sie von verschiedenen, auch deutschsprachigen Anbietern. Martin Baumanns Favorit ist themeforest.net – «hervorragende Qualität, grösste Auswahl und sehr gute Unterstützung». Joel Weiss stimmt zu. «Themeforest.net hat die besten Möglichkeiten.»  Eine Fülle, mit der man allerdings zurechtkommen müsse. Der Preis dürfe bei der Wahl des Anbieters keine Rolle spielen, sagt Joel Weiss. «Man sollte sich das passendste Theme auf jeden Fall leisten; auch etwas teurere Themes kosten nur halb so viel wie eine Stunde Programmieren.» Martin Baumann und Joel Weiss suchen die Themes für ihre Kunden u.a. nach folgenden Kriterien aus:

  • kompatible Technik: Welche Browser werden vom Theme unterstützt? Welche Frameworks (Programmierrahmen) bilden die Basis?
  • kompetentes Entwicklerteam: Wie antworten die Entwickler auf Fragen? Wie gut ist der Support? Mussten viele Programmierfehler korrigiert werden? Gibt es viele oder nur wenige Fehlermeldungen durch die Benutzer? Wie bewerten die Kunden das Theme? Wie gut ist es bisher verkauft worden?
  • stimmiger Grundaufbau, passende Seitenvorlagen
  • Die verfügbaren Shortcodes (grössere Codemengen in kompakter Form) sollten die gewünschten Möglichkeiten bieten.
  • gutes Verhalten der Website auf Mobilgeräten (Responsive-Funktion)

Selber machen – klappt oft nicht
Das grosse Plus der WordPress-Themes: Der Käufer weiss im Voraus, was er bekommt, er kann so lange suchen, bis er auf ein Theme stösst, das den Geschmack trifft und die gewünschten Grundbausteine mitbringt. Die Existenz fertiger Themes ist praktisch. Dennoch geht es in den wenigsten Fällen ohne Fachleute. Wer an seinem WordPress-Theme herumbastelt, die Schriften falsch einsetzt oder die Bausteine wild anordnet, zerstört die Website. Zumindest aber vergibt er Chancen. Martin Baumann: «Will man die zahlreichen Vorteile von WordPress nutzen und die Website gezielt konzipieren und umsetzen, muss man sich sehr gut einarbeiten.» Laien stossen sehr rasch an Grenzen: «Viele Betreiber von Websites versuchen es zuerst auf eigene Faust, gehen dann aber später zu einer Agentur, weil sie nicht weiterkommen.»

Weniger Kosten durch externe Fachleute
Schon das Einrichten der eigenen Domain und die Installation des Themes auf dem Server stellen oft eine zu grosse Hürde für die Kunden dar, sagt Joel Weiss. «Zudem wollen Kunden oft nicht viel selber machen, weil sie sich ums Tagesgeschäft kümmern müssen.» Es ist unproduktiv und teuer, wenn der Kunde eine Woche lang an einem Problem tüftelt, das die Agentur in vier Stunden lösen könnte.

Anpassungen: fast immer nötig
In der Regel muss man ein Theme anpassen oder erweitern – etwa mit dem Kontaktformular oder mit Software gegen Spam. Der Anpassungsbedarf ist unterschiedlich. «Selten angepasst werden müssen klassische Imagewebsites ohne spezielle Funktionen, sofern das Theme und das Backend gut sind», sagt Martin Baumann. Wenn die Basis stimme, seien die meisten Anpassungen visueller Art: Der Kunde möchte zum Beispiel Tabellen, Formulare, Filter und Sortierfunktionen speziell darstellen. «Wir lösen das meist mit Custom-CSS und mit Plug-ins.» Joel Weiss nennt als häufige Gründe für Anpassungen: «Theme-Fehler, Kundenwünsche, die über die Grundeinstellungen hinausgehen, und neue Plug-ins, die vom Theme nicht unterstützt werden.» Bei den Anpassungen ist zu beachten: Sie sollten sich in Grenzen halten, sonst wird die Website womöglich teurer, als wenn man sie selber entwickelt hätte: «Mit den heutigen Frameworks und CMS sind einfache Websites oft schneller realisiert als stark angepasste Themes», sagt Martin Baumann.

Konzept und Kompromisse
Je genauer der Kunde weiss, was er benötigt, desto eher findet sich das richtige Theme und desto weniger Korrekturen braucht es. Darum sollten jedem Kauf konzeptionelle Entscheide vorausgehen. Schreiben Sie auf, was Ihre Website bieten muss – technisch, funktional, ästhetisch – und was Sie damit erreichen wollen. In den meisten Fällen sind Kompromisse nötig, denn Idealvorstellung, Machbarkeit und Budget decken sich nie ganz. Vielleicht fehlt in Ihrem Theme eine Wunschfunktion, aber das Geld reicht nicht, um sie zu ergänzen. Oder das Theme funktioniert perfekt, bloss ist die Schrift für Ihren Geschmack zu klein. Also wählen Sie im Backend einen grösseren Schriftgrad. Mögliche Folge dieses Eingriffs: eine Disbalance von Schriftgrösse, Zeilenlänge und Zeilenabstand. Und wenn sich die Spalte für das Lesen auf  dem Smartphone verengt, entsteht ein unregelmässiger Zeilenfall, was unschöne Lücken in den Text reisst. Kompromiss: Sie akzeptieren den kleinen Schriftgrad – oder beauftragen die Agentur, das Problem zu lösen.

Qualität: nicht für ein Butterbrot
Mit Themes von WordPress hat man die Chance, hervorragende Designs für sehr wenig Geld zu kaufen. Der Preis für das Theme ist aber selbstverständlich nicht gleichzusetzen mit dem Gesamtbudget für die Website. Das Budget ergibt sich aus Komponenten wie diesen:

  • Konzept; Recherche des Themes
  • Download, Installation, Hosting
  • Text, Bild, Illustration, Video, Dokumente zum Download
  • Anpassungen, Plug-ins
  • Bewirtschaftung der Website
  • Suchmaschinenoptimierung (SEO)
  • Onlinemarketing (z.B. mit Google Adwords)
  • Weiterentwicklung des Auftritts

Fotos: zentrales Element
Oft verkannt wird die Rolle des Fotobudgets. In der Regel entfalten Themes ihre optische Kraft nur mit hochkarätigen Bildern. Manchmal jedoch werden Seiten mit Fotos und Grafiken verunstaltet, die den handwerklichen Standards nicht genügen. Der Kunde reibt sich die Augen und rätselt, was aus dem Theme geworden ist, das im Shop so gut ausgesehen hat. «Man sollte sich bei der Auswahl des Themes nicht von den Fotos blenden lassen», rät Joel Weiss. Stattdessen solle man sich ausmalen, wie die Website mit den eigenen Fotos, dem Firmenlogo und den eigenen Farben aussehen würde. Empfehlung: Beauftragen Sie Ihre Agentur mit der Entwicklung eines Bildkonzepts. Geben Sie Geld aus für einen Fotografen – oder zumindest für einen fachkundigen Laien mit der nötigen Ausrüstung. Von hoher Qualität sollten vor allem jene Bilder sein, die der Website den Stempel aufdrücken, etwa die Bilder im Header.

Pflege und Reparaturen einrechnen
Was man bezüglich Budget ebenfalls wissen sollte: Gewisse Details eines Themes zeigen sich erst nach dem Kauf. Erwarten Sie darum Kosten fürs Nachbessern. Geändert werden muss teils auch der Code. «Er ist manchmal überladen, was die Website verlangsamt», sagt Joel Weiss. Und noch ein Budgettipp: Eine Website ist nie fertig. Wie jede Infrastruktur muss man sie nach dem Bau optimieren und unterhalten.

Theme kaufen oder neu entwickeln?
Statt ein Theme zu kaufen, lässt der eine oder andere Kunde seine Website lieber von Grund auf durch die Agentur entwickeln. Laut Martin Baumann gibt es dafür drei Gründe:

  • Es gibt kein Theme, das den gewünschten Workflow abbilden kann.
  • Kein Theme eignet sich für Nahtstellen zu anderen Anwendungen.
  • Die Agentur findet kein Theme – oder wenigstens nicht innert bezahlbarer Recherchefrist –, das zum Thema passt.

Mit dem Strom schwimmen?
Ergänzend zu Punkt drei: Die Website von Grund auf zu entwickeln, ist auch hinsichtlich der Designstrategie prüfenswert. Eine Website sollte das Unternehmen oder das Produkt optisch kompetent widerspiegeln. Gleichzeitig muss sie auf die Zielgruppen abgestimmt sein. In der Tat besteht hier ein Problem: Viele Themes haben den typischen «Wordpress-Look». Das hat dazu geführt, dass die eine oder andere einstmals charakterstarke Website, die heute auf ein WordPress-Theme baut, zwar sehr ansehnlich ist, aber dem Mainstream folgt. Das Corporate Design wird zum Spielball der Mode und der technischen Entwicklung. Natürlich darf eine Website heute nicht mehr aussehen wie vor zehn Jahren, sonst wirkt die Firma verstaubt. Auch das Corporate Design entwickelt sich. Das Internet ist schnelllebig. Es etablieren sich neue Standards, und die Nutzer sind Änderungen gewohnt. Trotzdem lohnt sich die Frage: Gewinnt das Unternehmen durch den neuen Auftritt an Profil, oder wird die Marke geschwächt? Laut Joel Weiss ist es sinnvoll, die Website in folgenden Fällen selber zu entwickeln: wenn sie präzise auf das Corporate Design abgestimmt werden muss, wenn sie einzigartig sein soll oder darauf ausgelegt ist, die Bedürfnisse des Kunden sehr weitgehend abzudecken.

Theme-Update oder nicht?
Ist es wichtig, dass ein Hersteller seine Themes aktualisiert? «Nur bedingt», sagt Martin Baumann. Es zähle vor allem das Bugfixing, also die etwaige Fehlerkorrektur im Nachgang zu WordPress-Updates oder wegen neuer Versionen von Browsern. Ähnlich sieht es Joel Weiss: «Bisher haben wir die Themes meist nicht aktualisiert, es gab deswegen kaum Probleme.» Theme-Updates können sogar die Ursache sein für Fehler: «Wenn das Theme nach dem Kauf angepasst worden ist, kann ein Update zum Verlust dieser Anpassungen führen.» Updates seien vor allem bei Shops ein Thema. «Weil sich dort die Funktionalitäten stark verändern.» Die fakultativen Theme-Updates sind nicht zu verwechseln mit den WordPress-Updates: WordPress verteilt regelmässig Sicherheitsupdates, die sich selber installieren. In loserer Folge erscheinen zudem neue Versionen von WordPress. Diese kann der Kunde im Backend sehr einfach aktiv schalten. Umgehend aktualisiert werden sollten auch neue Versionen der installierten Plug-ins, je nachdem in Absprache mit der Agentur.

Lizenz: meist kein Problem
Wer ein Theme kauft, geht einen Vertrag ein. Besonders Agenturen sollten deshalb über die Lizenzbedingungen von Themes Bescheid wissen. «Themes kann man problemlos für Kundenprojekte verwenden, man darf sie aber nicht als eigene Kreation anbieten und so wieder als Theme verkaufen», sagt Joel Weiss. Auch wenn die Lizenzen in der Regel kein Problem sind. «Es empfiehlt sich, die Bedingungen beim Anbieter nachzulesen.»

«Einzigartig bezüglich SEO»
Ist WordPress das beste CMS? Die Meinungen gehen auseinander. Die Frage ist vermutlich auch falsch gestellt, denn die Wahl des CMS ist mitunter abhängig von externen Faktoren. Zudem hat jeder Webdesigner seine Favoriten. Manche schwören auf Typo 3, Drupal oder ExpressionEngine, während andere damit weniger anfangen können. Die beiden Agenturen Designsensor und WeLoveYou arbeiten sowohl mit WordPress als auch mit anderen Systemen. Designsensor nutzt WordPress zum Beispiel für die eigene Website. Martin Baumann: «Wir sind dadurch sehr frei und können immer wieder mal das Design anpassen, ohne den Inhalt komplett neu zu überarbeiten.» Zudem sei WordPress bezüglich Optimierung für Suchmaschinen (SEO) einzigartig. Joel Weiss von WeLoveYou mag WordPress, «weil es für den Redaktor verhältnismässig einfach zu verstehen ist und von Haus aus schon sehr viele Vorteile bietet, etwa die Bildbearbeitung, hinzu kommen Tausende von Plug-ins». Und dank der grossen Community sei fast jedes Problem schon diskutiert worden. «Das spart sehr viel Zeit bei der Lösung – und damit Kosten.»

Designsensor in Bern-Liebefeld ist spezialisiert auf nutzerorientiertes Design. Die Agentur entwickelt u.a. grafische Oberflächen für Websites, Steuerungen und andere User-Interfaces. / designsensor.ch

WeLoveYou in Belp ist die Agentur für Onlinemarketing, Cloud-Publishing und Webentwicklung. Angeboten werden auch Seminare mit Schwergewicht digitales Publizieren. / weloveyou.ch