Im Bereich der Bereiche

Ein Experiment: Stellen Sie sich einen Bereich vor. Was sehen Sie? Vermutlich nichts.

Wenn Sie über den Bereich nachdenken und nichts sehen, ist es wohl deshalb, weil der Bereich in der Tat ein Nichts ist – oder höchstens eine abstrakte Bezeichnung für etwas Eingrenzbares; für etwas, das eben von A nach B reicht, was eigentlich für alles und jedes zutrifft. Natürlich: Auch bei anderen abstrakten Hauptwörtern erscheint vor dem inneren Auge kein Bild, zum Beispiel bei Frage oder Kenntnis. Aber diese Wörter sind wenigstens nicht überflüssig wie es der Bereich oft ist: Wir suchen Expertinnen aus dem Bereich des Gesundheitswesens. Einfacher wäre: Wir suchen Expertinnen aus dem Gesundheitswesen. Oder: Wir suchen Gesundheits-Expertinnen.

Natürlich hat der Bereich da und dort seinen Platz: Unsere vier Unternehmensbereiche – das ist akzeptabel. Doch häufig ist der Bereich nur ein Wortballon, den man ohne Gewissensbisse sofort zum Platzen bringen kann: Sobald ich die Kinder in den Schulbereich geschickt habe, treffe ich jemanden aus meinem Freundschaftsbereich. Zusammen konsumieren wir im Gastronomiebereich noch etwas aus dem Getränkebereich. Zum Glück hat kein Bürokrat unsere Nationalhymne geschrieben: Trittst im Bereich des Morgenrots daher.

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Wortkritik

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