10. März 2011
Hardliner im Visier
Zu den Medienklischees gehört der «Hardliner». Was damit gemeint ist, bleibt oft im Dunkeln.
Wer ist ein Hardliner? Es kommt darauf an, wer die Etiketten verteilt. Nehmen wir einen Politiker X, der regelmässig mit prägnanten Wortmeldungen auffällt. Für die Gegner ist er ein Hardliner, der keine andere Meinung gelten lässt, stur an seiner Position festhält und einem simplen Weltbild huldigt. Für seine Anhänger hat der Mann Rückgrat, vertritt eine klare Linie, bleibt sich selber treu und hängt die Fahne nicht in den Wind. Er hat den Mut, auszusprechen, was andere nur denken.
Erstaunlich: Sobald Politiker X sich zu einem Kompromiss durchringt, ist er plötzlich kein Hardliner mehr, sondern ein Wendehals, ein Opportunist, der seine Wähler im Stich lässt und vor dem politischen Gegner einknickt. Wer also ist ein Hardliner? Jemand, der intolerant ist gegenüber anderen Meinungen? Ist also einer, der intolerant ist gegenüber der Meinung, Löhne von 20 Millionen Franken seien vertretbar, ein Hardliner?
Der Hardliner erspart das Denken. Doch manchmal zündeln Medien mit dem Begriff in stereotyper Manier herum. Was besonders bedenklich ist, weil sich der Hardliner zum Synonym aufgeschwungen hat für Kleingeist, Politclown, Extremist, Fanatiker, Spinner, Staatsfeind. Es kann deshalb nicht schaden, dem Wort zu misstrauen.