«Ethnische Säuberung»

Erstaunlich, was man alles säubern kann: sogar Landstriche. Nicht nur von Unrat, sondern anscheinend auch von Menschen.

Eine Zeitung (sie war wohl kaum die einzige) titelte im Januar 2008: «Ethnische Säuberungen im Westen Kenias». Das Wortpaar ethnische Säuberungen stand nicht in Anführungszeichen – ein Missgriff, der in seriösen Publikationen gar nicht vorkommen dürfte. Warum?

Natürlich waren die Vertreibungen in Kenia ein trauriger Fakt. Aber es war keine «ethnische Säuberung». Denn eine solche gibt es gar nicht. Sonst wäre es möglich, Volksgruppen qualitativ einzuteilen: in rein und unrein, in Spreu und Weizen, in gut und schlecht. Die «ethnische Säuberung» muss in relativierende Anführungszeichen gesetzt werden, ansonsten gehört der Begriff ins Lexikon von Gewaltherrschern.

Wer auf die Anführungszeichen verzichtet, sollte dem Begriff zumindest das korrigierende Wort sogenannt voranstellen. Am besten wäre es, den Ausdruck abzuschaffen – er ist zu perfide. Alternativen gibt es genug.

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Wortkritik

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