Wir straffen das Angebot

Straffen lässt sich manches: der Bauch, das Seil, die Organisation. Warum nicht auch das Angebot?

Ja, das Angebot lässt sich zweifellos straffen. Es gibt nur ein Problem: Das Wort straffen hat grundsätzlich eine positiven Klang: Wer seinen Bauch oder die Augenlider straffen lässt, ist nach der Operation wahrscheinlich glücklicher als vorher. Zufrieden ist auch, wer eine aufgeblähte Organisation wieder schlank, wendig und übersichtlich macht.

Und wenn das Angebot gestrafft wird? Ist auch in diesem Fall ein positiver Effekt zu erwarten? Nicht unbedingt. Straffen heisst eventuell nur: Wir dünnen unser Angebot aus. Das ist bei der Kundschaft unpopulär und deshalb zögert man, das Wort Abbau in den Mund zu nehmen – straffen tönt halt besser. Mag sein, dass mit dem Straffen tatsächlich eine Angebotsverbesserung einhergeht: wenn statt wie bisher zehn schlechte Produkte nur noch fünf gute im Regal stehen. Doch die Gefahr bleibt: Das Wort straffen kann Entscheide zu Unrecht in ein gutes Licht rücken.

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Wortkritik

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