UX-Texte und UX-Design: Websites richtig planen

UX-Texte und UX-Design sorgen für die mühelose Interaktion zwischen Mensch und Website. Gut beraten ist, wer Text und Design schon früh aufeinander abstimmt.

Kürzlich buchte ich zwei Hotelnächte in den Schweizer Bergen. Das Essen mundete. Der Service war tadellos. Das Zimmer duftete nach Arvenholz. Ich war rundum zufrieden. Wäre nur der Buchungsvorgang auf der Website ebenso gut gewesen! Beinahe hätte ich den Prozess abgebrochen. Weshalb?

Ungenügende Lesbarkeit
Die Agentur, welche die Website gestaltet hatte, fand es offenbar schick, dunkelgraue Schrift auf schwarzen Hintergrund zu stellen. Die Folge war ein sehr geringer Kontrast; ich sah kaum, wo ich klicken musste. Fehlermeldungen poppten auf. Es braucht nur wenig, um die Geduld der User zu strapazieren. Ein Grund ist schlechte Lesbarkeit; sie entsteht – wie bei dieser Hotelwebsite – durch Kontrastarmut, aber zum Beispiel auch durch schmerzende Farbkombinationen, zu kleine Schriften, exotische Schriften, animierte Texte oder durch unruhigen Texthintergrund. Schlechte Lesbarkeit kann User dazu bringen, eine Website vorzeitig zu verlassen.

Verpasste Chance
Auf der Buchungsstrecke gab es ein weiteres Problem: Das Hotel garantiert den günstigsten Preis, wenn man direkt auf der Hotelwebsite reserviert. Schade war bloss: Ich sah den Preisvorteil erst nach der Buchung. Der Direktbucherpreis wäre ein gewichtiges Argument, um potenzielle Gäste zu einer Kaufhandlung zu bewegen. Dazu müsste der Preishinweis aber schon früher auftauchen. Am besten auf der Startseite. Das Hotel hat diese Chance leider vertan.

Umsatzrelevante Hindernisse
In den Buchungsprozess hatten sich also zwei Probleme eingeschlichen, die für den Umsatz suboptimal sind. Der Kontrastmangel war gestalterischer Art, der zu späte Hinweis auf den Preisvorteil betraf die Textstruktur. Beides wäre nicht passiert, hätte man die Website konsequent nach den Prinzipien des UX-Designs und der UX-Texte aufgebaut.

Es geht um die Usability
Thema der UX-Texte und des UX-Designs ist die Usability – also die Nutzfreundlichkeit. UX steht für User Experience. Genau genommen gibt es noch die Abgrenzung zum UI-Design (User Interface Design), was hier jedoch nicht relevant ist. Das Ziel ist das gleiche: Das Projektteam schlüpft in die Haut der User, damit die Interaktion zwischen Mensch und Website möglichst reibungslos funktioniert und ein Minimum an gedanklichem und zeitlichem Aufwand benötigt: Alle Informationen stehen am passenden Ort; sie sind logisch strukturiert, relevant, verständlich, zielführend und eingebettet in ein funktionales Design, das die Nutzung einfach macht und das Auge verwöhnt statt es mit Antiästhetik abzuschrecken.

Usability – grundsätzlich wichtig
Lesen am Bildschirm dauert länger, ist ermüdender und die Texte sind schwerer verständlich als Texte auf Papier. Was bei Drucksachen funktioniert, kann auf der Website ein Ärgernis sein. Schon allein dieser grundlegende Unterschied macht es nötig, auf die Usability zu achten.

UX-Texte und UX-Design – ein Ganzes
Was bedeutet dies für die Planung? Wer die Usability ganz oben auf die Prioritätenliste setzt, sollte die Website mit einem kompetenten Blick fürs Detail planen. Eine Website besteht aus lauter Details. Wenn das Detail stimmt, stimmt auch das Gesamtergebnis. Damit das Detail stimmt, braucht es integrative Zusammenarbeit: Sowohl der Text als auch das Design haben eine Struktur. Zwei Strukturen lassen sich nicht unabhängig voneinander entwickeln, wenn sie zusammenpassen sollen. Am besten entstehen Text und Design also in enger Kooperation. Designer müssen ein Verständnis für Information haben, und Texter müssen etwas von Gestaltung verstehen. So lässt sich eine hohe Konsistenz aller Produktbestandteile erreichen.

Zusammenarbeit: So früh wie möglich
Wenn der Text erst dann erarbeitet wird, wenn die Struktur und das Design der Website schon fertig sind, müssen Auftraggeber mit grösseren Kompromissen bei der Usability rechnen. Texter können dann eventuell nur noch retten, was zu retten ist. Wer UX-Texte schreibt, sollte darum im Projektteam sitzen. Schon ab Projektstart. Das ergibt sich aus folgender Tatsache: Beim Planen einer Website haben die Fachleute zunächst ein leeres Blatt vor sich. Deshalb denken sie als erstes über Inhalte nach – nicht über Design, obwohl natürlich auch das Design stets Inhalte transportiert und idealerweise das Wesen einer Marke zum Ausdruck bringt.

Analyse als Ausgangspunkt
Ein durchdachtes Webprojekt beginnt mit einer Bedarfs- und Situationsanalyse, allenfalls mit Branding-Workshops. Wenn Textverantwortliche schon in der Startphase dabei sind, sind sie auf dem gleichen Stand wie das übrige Projektteam und müssen den Kunden später nicht unnötig mit Zusatzfragen beanspruchen. Ausserdem stellen Texter bei der Analyse teils andere Fragen als Designer – das kann auch für Designer interessant sein.

Von der Sitemap zum Prototyping
Nützlich ist die Sicht des Texters ebenfalls beim Entwickeln der Sitemap und der Wireframes – zwei Instrumente zum Erarbeiten der Strukturen, der Informationswege und der Hierarchie. Und schliesslich kann der Texter zusammen mit den Desigern auch den Prototyp testen. Allerdings nicht alleine. Spätestens in der Testphase ist es wertvoll, wenn das Projektteam die Meinungen von Leuten einholt, die ausserhalb des Projekts stehen. Das können eigene Verkaufsteams sein, Kunden oder Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind. Denn wer sich während Monaten mit dem Aufbau einer Website beschäftigt hat, besitzt gegenüber den Usern einen Wissensvorsprung und setzt darum bei ihnen gerne zu viel voraus. Eine gute Website ist immer das Resultat von Tests und Optimierungsrunden. Selbst dann wird die Website nicht perfekt sein – aber viel besser als eine Lösung ohne permanentes Controlling.

Foto: Imagepoint

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